Mantra, Mantra

Zusätzlich zum „körperlichen Yoga“ der Asanas, gehören Mantras für mich untrennbar zur Yogapraxis dazu. Ob es sich nun Mantras oder Mantren schreibt, überlasse ich der/m Interpretin/en des Textes. Viel wichtiger als die Mehrzahl des Wortes im deutschen Sprachraum, ist jedenfalls die Wirkung der in der altindischen Gelehrtensprache Sanskrit verfassten Silben oder Verse.

Mantras lösen Stress, bringen gute Laune und helfen in Heilungsprozessen.
— allesachtsam


Gemäß der Überlieferung ist es dabei gar nicht so wichtig, ob wir den Wortsinn verstehen können. Ausschlaggebend für die energetische und befreiende Wirkung der Mantras ist deren Schwingung und Wiederholung. Das Rezitieren kann singend, murmelnd oder mental stattfinden. Die Resonanz des Klanges und der geistige Fokus sind wesentlich.

Besonders für Yoga-AnfängerInnen können Mantras durchaus eine Hürde darstellen. Einerseits fühlt man sich leicht in chorale Gesänge versetzt und andererseits fällt die Aussprache zu Beginn möglicherweise schwer.


Somit empfiehlt sich der Start mit dem Mantra aller Mantras – OM – oder A-U-M. Es wartet eine unglaublich große Wirkung bei kurzem Wort.


OM (A-U-M)

Yogastunden werden oft mit einem gemeinsamen OM begonnen und beendet. Was die allesachtsam Yoga-Einheiten betrifft, so ende ich gerne mit


OM, SHANTI, SHANTI. HARI OM TAT SAT.

Shanti bedeutet Friede,

Hari steht für Liebe und Verständnis und

Tat Sat ist das Sein, die Wahrheit.


Möge alles, was Gesagt wurde, mit Liebe gesprochen und empfangen worden sein. Möge das Gesagte helfen, zur höchsten Wahrheit und zur höchsten Wirklichkeit zu kommen.


OM ist der universelle Urklang. OM schwingt zwischen der absoluten und der relativen Welt, verbindet das Sichtbare mit dem Unsichtbaren, es ist die Einheit hinter der Getrenntheit (Illusion, Maya). Diese heilige Silbe wirkt wie ein Samenkorn, das man in die Erde sät. Es ist ein Bija Mantra, das 3 Bewusstseinsarten verkörpert und gleichermaßen Vergangenheit – Gegenwart und Zukunft beschreibt.


A: Jagat - Das Wachbewusstsein der sichtbaren und physischen Welt, unser Alltag.

U: Swapna – das Traumbewusstsein, die Welt der Psyche, unser Unterbewusstsein.

M: Sushupti – der traumlose Tiefschlaft ohne Sorgen und Wünsche, ohne Bewusstsein


Und auch Turiya, die Stille nach dem OM/AUM gehört zum Mantra dazu. Das stille Nachwirken bezeichnet den erleuchteten Zustand, die Transzendenz, den Zustand reiner Meditation und höchstes Bewusstsein.

Mantras versetzen uns also in höhere Bewusstseinszustände. Vereinfacht könnte man auch sagen, Mantras lösen Stress, bringen gute Laune und helfen in Heilungsprozessen. Mantras „fangen“ vor allem unseren frech umherspringenden Geist ein, da er etwas findet, wo er sich „anhalten“ kann. Meditierst du also zu einem Mantra, ist die Wahrscheinlichkeit in Gedanken abzudriften gering und das Mantra hilft dir dabei, im Moment zu sein. Das Mantra ist also eine Hängematte für deinen persönlichen Hamster 😊.

Die Wiederholung von Mantras nennt man Japa. Um eine nachhaltige Wirkung zu erlangen, schmeißt man sich mit 108 Wiederholungen ins Geschehen. Singen und zählen zugleich? Dafür gibt es diese wunderschönen „Perlenketten“ oder Rudrakshas (indischer Baumsamen) genannt Mala. Ihre 108 Perlen unterstützen die Praktizierenden bei der Mantra-Meditation. Dies ließe sich frei mit dem uns bekannten Rosenkranz assoziieren, wobei Yoga als solches keine Religion darstellt. Auch viele Mantras haben keinerlei religiöse Zuordnung.

SONNENGRUSS MANTRA

Für die Morgenroutine kann ich jene Verse sehr empfehlen, die den einzelnen Haltungen (Asanas) des Sonnengrußes zugeordnet sind. Auf Spotify gibt es hierzu einen 3er, 5er und 12er Zyklus des Interpreten Kai Franz, rhythmisch und klar wiedergegeben. Hier handelt es sich um „energy in motion“, also eine bewegte Mantra-Meditation.

1.       OM MITRAYA NAMAHA, Berghaltung, Tadasana/Namaskara

2.       OM RAVAYE NAMAHA, stehende Rückbeuge, Utthanasana/Hastasana

3.       OM SURYAYA NAMAHA, Vorbeuge, Pada Hastasana/Utthanasana

4.       OM BHANAVAE NAMAHA, Ausfallschritt, Ashwa Sanchalanasana

5.       OM KHAGAYA NAMAHA, herabschauender Hund, Adho Mukha Svanasana

6.       OM PUSHNE NAMAHA, 8-Punkt-Haltung, Ashtanga Namaskar

7.       OM HIRANYAGARBHAYA NAMAHA, Cobra, Bhujangasana

8.       OM MARICAYE NAMAHA, Hund

9.       OM ADITYAYA NAMAHA, Ausfallschritt

10.   OM SAVITRA NAMAHA, ganze Vorbeuge

11.   OM ARKAYA NAMAHA, stehende Rückbeuge

12.   OM BHASHKARYA NAMAHA, Hände vors Herz

Für eine wunderschöne Praxis kannst du sogar die Augen schließen. Je häufiger und rhythmischer du die Sonnengrüße anhand der Mantras wiederholst, umso tiefer tauchst du ins Geschehen ein. Zeitlich und örtlich kannst du die natürlich vollkommen frei entscheiden. Selbst den Text für jede Haltung könntest du selbst kreieren. Disziplin und Routine sind die entscheidenden Faktoren – und natürlich die Freude an der Praxis.

OM TRYAMBAKAM, MAHA MRITYUNJAYA MANTRA

Ein wahrlich lebensveränderndes Mantra möchte ich dir hier noch ausführlich beschreiben: das große (maha) lebensspendende (mrityunjaya) Mantra, das uns heilt und schützt. Es sendet und spendet uns selbst und anderen Kraft, wird auch wiederholt für Kranke und Sterbende, schützt für Unfällen und auch besonders zu Geburtstagen ist es sehr wirkungsvoll.

Kennengelernt habe ich das Mantra über einen lieben Therapeuten, der mich in die MBSR- und Achtsamkeitslehre einführte. Wieder in Kontakt kam ich damit bei einem Vortrag von Gerlinde Kaltenbrunner, die das Mantra bei ihren Expeditionen schützend einsetzt.

OM TRYAMBAKAM YAJAMAHE

SUGANDHIM PUSHTIVARDHANAM

URVARUKAMIVA BANDHANAN

MRITYOR MUKSHIYA MAAMRITAT

Das Mantra hat mir selbst bei Einschlafstörungen nachhaltig geholfen. Om Triyambakam ist eine wunderbare Begleitung während der Yoga Endentspannung Savasana. Dort hat es schon einige Herzen meiner Yoga-TeilnehmerInnen erreicht. So hat es Einzug gefunden als Heilmittel an Krankenbetten, in Pflegeheime und sogar bei der Geburt hat eine Freundin das Mantra für ihr Neugeborenes gespielt. Unlängst hat es eine Teilnehmerin als Begleitung für ihre Chemotherapie erreicht. Das Maha Mrityunjaya Mantra habe ich in verschiedenen Versionen gefunden. Jenes, gesungen von Hein Braat finde ich jedoch am eingängigsten in der Entspannungsphase.

Auch eine freudige Auto-fahr-Version von Janin Davi habe ich entdeckt und singe ich extrem gerne.

Es gibt noch einige Mantras, die ich gerne und häufig anwende und mit euch teilen möchte. Am bekanntesten sind davon das Gayatri Mantra, der Sunshine-Song aus dem Kundalini Yoga, Lokah Samastah Sukhino Bavantu, So Ham, Sa Ta Na Ma, Ong Namo, etc. mehr dazu folgt.

Namasté

Deine Marlies von allesachtsam

Mantra Singen beim Chakra Yoga Kurs von allesachtsam

Quellen: yoga-vidya.de, om-site.com, Yoga Teacher Training Conscious Yoga Academy 2020, Buch: Yoga des Klanges/Yogaakademie Austria